Am 29.3.2019 hat Sarah ihr Kalb bekommen. Wie Sarah bis dahin gelebt hat, kannst Du in der "Geschichte über ein Kalb vom Brunkshof" nachverfolgen. (Der Button oben)
Hier findest Du jetzt Informationen über Sarah, wie es ihr im Leben als Kuh ergeht.
Viel Spaß!
Sarah hat ein Kalb zur Welt gebracht. Wie bei allen Säugetieren beginnt damit auch die Milchproduktion im Euter. Nachdem Sarah den ersten Tag mit ihrem Kalb im Strohstall verbracht hat und das Kalb sich die Milch direkt aus dem Euter von Sarah geholt hat, kommt Sarah jetzt in den Stall für die Milchkühe und ihr Kalb in den Kälberstall. Auf dem Bild links siehst Du den Stall von innen. Die Kühe bewegen sich frei im Stall. In den Laufgängen befindet sich ein Fußboden mit durchlässigen Rillen (Spaltenboden), durch den Kot und Urin in die darunter liegende Güllekuhle fallen kann. Diese Gülle ist ein sehr wichtiger Nährstoff für unsere Pflanzen auf den Feldern.
Auf diesem Bild ist der Melkroboter zu sehen. In diese Box gehen die Kühe freiwillig durchschnittlich achtmal täglich hinein. Angelockt werden sie durch Kuhschrot. Das ist ein zusammengepresstes pelletiertes Gemisch aus Getreide und Raps. Viele von Euch kennen es vielleicht aus dem Zoo als Futter für die Rehe. Es schmeckt den Kühen sehr gut. Aber auch der Melkvorgang selber ist angenehm für die Kühe. Bis zu viermal täglich werden die Kühe gemolken. Der Melkroboter erkennt die Kühe am Halsband. Alle Daten zur Kuh sind im Computer gespeichert. Somit kann der Melkroboter entscheiden, ob eine Kuh schon wieder gemolken werden kann oder ob sie noch etwas warten muss. Der Mindestabstand zwischen zwei Melkungen beträgt nämlich sechs Stunden. Hat die Kuh noch kein Melkanrecht, geht das Tor nach vorne sofort auf und die Kuh erhält auch kein Kuhschrot. Manche Kühe versuchen anfangs immer wieder an das Kuhschrot zu gelangen und besuchen den Roboter mehr als zwanzig Mal täglich. Aber überlisten lässt sich der Melkroboter nicht.
Auf diesem Bild ist wieder ein Laufgang zu sehen. Links und rechts davon befinden sich die Liegebuchten. Diese sind mit Gummimatten und Schaumstoff gepolstert und mit Sägespäne eingestreut. So können die Kühe immer trocken und weich liegen.
Hier ist der Ausgang zur Weide. Tagsüber können die Kühe zwischen der Weide und dem Stall hin und her laufen.
Auf der Weide zu liegen gefällt den Kühen besonders gut. Hier ist der Boden besonders weich. Außerdem ist Regen, Sonne und Wind etwas sehr schönes für die Kühe. Wird es allerdings zu heiß, gehen fast alle Kühe lieber in den Stall.
Wenn es heiß ist, gibt es hier eine Abkühlung durch eine Wasservernebelungsanlage. Durch ganz feine Düsen werden die Kühe mi einem feinen Wassernebel besprüht und so abgekühlt.
Sarah liegt auf der Weide.
Sarah steht auf der Weide.
Sarah ist gut angekommen in der Milchviehherde. Sie hat sich schnell an den Melkroboter gewöhnt und ist dort nach wenigen Tagen alleine hingegangen. An einem Tag gibt Sarah etwa dreißig Liter Milch. Das ist für eine junge Kuh in etwa der Durchschnitt bei uns auf dem Hof. Manche Kühe geben nach der ersten Kalbung mehr als vierzig Liter Milch täglich, andere aber auch nur etwa 25 Liter. Sarah ist eine überdurchschnittlich große Kuh geworden. Sie mag nicht so gerne angefasst werden uns ist vom Charakter her trotz ihrer Größe eher etwas schüchtern und ein typisches Fluchttier. Leider gibt Sarah ihre Milch nur sehr langsam her. Deshalb dauert das Melken bei Sarah etwa zwei- bis dreimal länger als bei einer Durchschnittskuh. Das ist beim Melkroboter nicht so problematisch. Wenn allerdings sehr viele Tiere die Milch so langsam hergeben, schafft es der Melkroboter nicht mehr, alle Kühe durchschnittlich dreimal zu melken.
16.6.2019
Heute wurde Sarah künstlich besamt. Aus einem breiten Angebot an Sperma von verschiedenen Bullen kann ausgewählt werden. Dazu behilflich ist ein Computerprogramm und die genomische Untersuchung als Jungtier (siehe Geschichte von Sarah als Kalb). Das Computerprogramm schlägt mir dann Sperma von Bullen vor, die die schlechtesten Eigenschaften von Sarah etwas verbessern. So sollen sich die Nachfahren von Sarah langfristig in verschiedenen Bereichen verbessern. Dazu zählt zum Beispiel, die Klauengesundheit, die Fruchtbarkeit, die Kalbeeigenschaften, die Inhaltsstoffe der Milch, die Milchleistung, die Eutergesundheit oder die Gesundheit insgesamt. Für Sarah wurde das Sperma vom Bullen Racord vorgeschlagen.
20.8.2019
Super Neuigkeiten! Sarah ist gleich bei der ersten Besamung wieder tragend geworden. Sie wird somit im März 2020 wieder ein Kalb zur welt bringen, wenn alles gut geht.
28.10.2019
Oh nein! Sarah ist krank . Sie hat eine Euterentzündung bekommen. Der Melkroboter hat sie mir in der Alarmliste angezeigt. Die Milchmenge ist zurückgegangen, die Leitfähigkeit der Milch in einem der vier Viertel ist angestiegen und die Milchtemperatur ist höher als sonst und liegt etwas über 40 Grad. Außerdem hat Sarah weniger wiedergekaut. Aus diesen Daten kann der Melkroboter die Entzündung sehr eindeutig erkennen. Und richtig. Nachdem ich Sarah mit der Hand etwas gemolken habe, konnte ich ein wenig eitrige Milch im Euterviertel vorne links feststellen. In so einem Fall ist schnelles Handeln gefragt. Als erste Maßnahme bei uns gibt es erstmal im stündlichen Abstand ein homöopathisches Mittel auf die Schleimhäute gesprüht. Das Mittel der ersten Wahl bei plötzlich auftretenden Entzündungen mit Fieber ist "Aconitum". In den folgenden Tagen wird die Kuh noch weiter behandelt mit dem Mittel Phytolacca. Dieses Mittel ist bei Euterentzündungen immer ein gutes Mittel. Während der Behandlung wird die Kuh sehr genau beobachtet. Tritt eine Besserung der Gesamtlage auf? Wie entwickelt sich die Milchtemperatur, das Wiederkauverhalten, die Leitfähigkeit und das Fressverhalten der Kuh? Tritt durch die homöopathische Behandlung keine (ausreichende) Besserung ein, ist eventuell eine Behandlung mit Antibiotika und das Hinzuziehen des Tierarztes notwendig.
Aber in diesem Fall haben wir Glück. Schon nach kurzer Zeit geht es Sarah besser. Am 1.11. hat Sarah das letzte Mal eitrige Milch. Sie frisst bereits wieder, das Fieber ist weg und die Milchmenge ist wieder ansteigend. Nur die Leitfähigkeit der Milch ist noch erhöht. Etwa zehn Tage später ist auch dieser Wert wieder in Ordnung. Sarah hat mittlerweile auch wieder die alte Milchmenge von etwa dreißig Liter Milch am Tag erreicht. Durch die homöopathische Erstbehandlung können bereits viele Entzündungen im Anfangsstadium erstickt werden und so weitere teure Behandlungskosten und Antibiotikaeinsatz deutlich reduziert werden. Die Daten des Melkroboters helfen sehr, eine Entzündung frühzeitig zu erkennen. Eine Kuh, die in der Alarmliste auftaucht, fällt mir mit bloßem Auge in der Regel erst einen halben Tag später als krank auf.
30.1.2020
Heute wurde Sarah "trocken" gestellt. Du wirst Dich sicher fragen, was das ist.
Ab heute wird Sarah nicht mehr gemolken. Diese Zeit bis zur nächsten Kalbung kann Sarah nutzen, um "Urlaub" zu machen. Die ;ilchproduktion, die in den letzten Tagen natürlicherweise auf etwa 12 Liter Milch pro Tag zurückgegangen ist, wird ganz eingestellt. Jetzt ist es Zeit für eine Erneuerung der Euterzellen, so dass sie für das nächste Kalb regeneriert neu mit der Milchproduktion starten können. Dieser Vorgang findet auch in der freien Natur so statt. Das ist auch sehr wichtig, damit das nächste Kalb, dass geboren wird, die Milch von der Mutter nicht mit einem großen, schon einjährigen Tier teilen müsste. Die großen Tiere sollen schließlich keine Milch mehr bekommen, sondern Gras fressen.
Zum Trockenstellen wurde das Euter von Sarah nochmal genau geprüft. Ist die Euterentzündung vom Oktober wirklich geheilt? Wenn das nicht so wäre, müsste eine Behandlung eventuell mit Antibiotika erfolgen, um vorhandene Bakterien aus dem Euter von Sarah zu entfernen. Bei Sarah ist aber alles in Ordnung. Die alternative Behandlung im Oktober hat auch langfristig gewirkt. Um ein Eindringen von Krankheitserregern in das Euter von Sarah in der Trockensteherzeit zu verhindern, wird ein Zitzenversiegler in die Zitzen injiziert. Ein Zitzenversiegler ist eine Art Klebstoff, der den Zitzenkanal komplett verschließt. Nach der nächsten Kalbung wird dieser Versiegler wieder herausgemolken.
Die Trockensteherzeit verbringt Sarah in einem anderen Stallabteil zusammen mit den ein bis zweijährigen Rindern und anderen trockengestellten Kühen.
12.3.2020
Überraschung in der Mittagspause!
Sarah hat heute einige Tage früher als erwartet ihr zweites Kalb zur Welt gebracht. Sarah war noch gar nicht richtig vorbereitet. Sie war noch nicht geschoren, die Haare am Euter waren noch nicht kurz und sie war noch nicht einmal im Abkalbestall auf Stroh. Sie war noch im Stallabteil neben dem Strohstall, das Du auf dem Bild erkennen kannst. Dort ist das Kalb eher unsanft auf dem Spaltenboden zur Welt gekommen. Zum Glück bin ich direkt nach der Geburt zufällig im Stall auf die Geburt aufmerksam geworden und konnte Sarah und ihr Kalb (es ist übrigens männlich) dann in den Strohstall lassen, wo sie bis zum nächsten Tag gemeinsam die Zeit verbrachten. Das neue Kalb wurde erstmal mit der Muttermilch von Sarah getränkt. Dazu wurde Sarah zunächst mit der Hand gemolken. Die Milch wurde dann mit einem Nuckeleimer an das Kalb vertränkt. Das mag jetzt vielleicht etwas umständlich klingen, hat aber einen guten Grund. Zunächst einmal wird beim Melken das Euter von Sarah kontrolliert. Durch das Vertränken der Milch im Eimer wird sichergestellt, dass das Kalb in einer kurzer Zeit nach der Geburt auch sehr viel Biestmilch erhält. Je mehr Biestmilch, desto besser für das Kalb. In der ersten Milch sind alle lebenswichtigen Schutzstoffe vor Krankheiten enthalten. Nach dieser ersten Milchgabe kann sich das Kalb noch so viel Milch wie es möchte, direkt aus dem Euter der Mutter saugen. Es kann schon nach weniger als einer Stunde nach der Geburt selbst laufen.
11.5.2020
Die Geburt von Sarahs zweitem Kalb ist jetzt ca. 2 Monate her. Sarah lebt jetzt wieder zusammen mit den anderen Kühen in der Herde, die am Melkroboter gemolken werden. Seit Mitte April genießen die Tiere wieder Sonne, Wind, Regen und Gras auf der Weide. Im Prinzip gleichen die Bilder denen aus dem Vorjahr. Der Unterschied zum Vorjahr: Sarah kennt die Umgebung und die anderen Kühe. Sie ist mit allem vertraut. Außerdem ist Sarah mittlerweile ausgewachsen. Alle diese Faktoren sorgen dafür, das Sarah weniger Stress hat als noch vor einem Jahr. Du kannst es Dir in etwa so vorstellen, als wenn du neu in einer Schule oder neu an einer Arbeitsstelle bist. Die erste Zeit ist etwas schwieriger. Man kennt sich noch nicht aus und weiß noch nicht so viel von den Mitschülern oder Kollegen. Nach einem Jahr ist dann alles Routine. Und Kühe lieben Routine! Sie mögen es am liebsten jeden Tag genau gleich. Das gleiche Futter zur gleichen Zeit. Die gleichen Weidezeiten. Die gleichen Mitkühe um sie herum. Da Sarah sich wirklich sehr wohl fühlt und außerdem ein sehr gut gelungenes Futter (das ist auf Grund des Wetters nicht immer möglich) bekommt, gibt sie deutlich mehr Milch als im ersten Jahr. Es ist fast nicht vorstellbar. Aber Sarah gibt tatsächlich an einem einzigen Tag 52 Liter Milch. Kritiker sagen jetzt vielleicht, das ist doch eine falsche Zucht oder die Kuh bekommt zuviel Kuhschrot (Getreidefutter) und wird deshalb bestimmt bald krank. Aber genau das ist nicht der Fall! Ich habe es bereits zu erklären versucht. Sarah bekommt genau so viel Kuhschrot, wie ein Jahr zuvor und ansonsten auch das gleiche Futter, bestehend aus Gras- und Maissilage, wie ein Jahr zuvor. Sie gibt aber 20 Liter mehr Milch an einem Tag, weil sie ausgewachsen ist und deshalb keine Energie mehr ins Wachstum stecken muss und weil es ihr einfach gut geht! Kühe denen es nicht so gut geht, weil sie sich an neue Situationen anpassen müssen, weil sie humpeln, weil sie mit einer Entzündung zu tun haben, weil sie zu wenig Platz haben, weil die Luft im Stall nicht gut genug ist oder zu wenig Licht im Stall ist....oder, oder oder.... geben niemals über längere Zeit viel Milch. Die Milchproduktion wird immer als erstes heruntergefahren, wenn irgendetwas nicht stimmt. Deshalb ist es meine wichtigste Aufgabe, den Kühen eine angenehme Umgebung zu schaffen und die Kühe gesund zu halten. Das ist ungefähr zu vergleichen mit Profisportlern. Nur, wenn die Trainingsbedingungen, die Ernährung usw. genau passen, sind gute Leistungen möglich.
12.11.2020
Gestern wurde Sarah vom Tierarzt untersucht. Das Ergebnis war sehr erfreulich. Sarah ist wieder tragend geworden. Im Juni 2021 bekommt sie das nächste Mal ein Kalb. Für dieses Kalb ist Sarah zweimal künstlich besamt worden. Die erste Besamung vom August war nicht erfolgreich. Die zweite Besamung im September führte dann zur erfolgreichen Schwangerschaft. Sarah erfreut sich nach wie vor bester Gesundheit. Sie gibt immer noch sehr viel Milch, nämlich ca. 38 Liter Milch am Tag. Das ist immer noch erstaunlich viel, wenn man bedenkt, dass Sarahs Kalbung bereits acht Monate her ist. Als eine der größten Kühe im Stall steht Sarah in der Rangordnung weit oben und kann somit eigentlich immer ihre Ansprüche durchsetzen. Möchte sie zum Melkroboter, treten die kleineren und jüngeren Kühe einen Schritt zur Seite. Genauso ist es bei den Wassertränkebecken und dem Futter. Als Landwirt muss ich solche Dinge gut beobachten und immer dafür sorgen, dass alle Tiere (auch die rangniedrigen) zu ihrem Recht kommen. In erster Linie wird das erreicht, indem der Stall nicht mit zu vielen Kühen belegt wird. Bei uns haben immer alle Kühe jederzeit Zugang zum Futter und Zugang zu einer Liegebox. Wassertränken gibt es drei Stück. Hier kann es schon mal eng werden. Beim Melkroboter ist es sehr wichtig, dass er störungsfrei läuft. Ohne Störungen schafft ein Melkroboter ca. 180 Melkungen an einem Tag. Das ist dann ausreichend, um alle Kühe durchschnittlich dreimal zu melken.
14.2.2021
In den letzten Tagen wurde es nach langer Zeit ohne besondere Frosttage mal wieder richtig kalt. In der letzten Nacht hatten wir mehr als -15 Grad. Viele Vorsichtsmaßnahmen wurden getroffen. Alle Öffnungen nach draußen wurden verschlossen, so dass die Kälte nicht so schnell in den Stall gelangen konnte. Wichtig sind bei diesen Temperaturen zwei Dinge. Zum einen muss immer gewährleistet sein, dass alle Kühe fast immer Zugang zu Wasser haben. Zum anderen ist es wichtig, dass der Melkroboter immer läuft und nicht einfriert. Viele Sensoren und der ständige Wasserzulauf für die Reinigung nach jedem Melken sind frostanfällig. Da unser Stall bereits 1986 gebaut wurde, hat er noch dicke Mauern aus Stein. Die helfen, den Melkroboter am Laufen zu halten. Die Wassertränken sind bei diesen Temperaturen aber nicht mehr zu retten. Sie müssen morgens mit warmen Wasser aufgetaut werden und oftmals auch repariert werden, da der Frost die Leitungen sprengt.